Gockels *Wallenstein* verbindet Schiller mit Prigoschin – ein Theatercoup zwischen Macht und Maschine

Gockels *Wallenstein* verbindet Schiller mit Prigoschin – ein Theatercoup zwischen Macht und Maschine
Eine kühne Neuinszenierung von Friedrich von Schillers Wallenstein steht im Rampenlicht – ein faszinierendes Zusammenspiel von Theater, modernster Technologie und scharfer politischer Kommentierung. Regisseur Jan-Christoph Gockel hat das klassische Drama umgearbeitet, um die Themen Kriegsprofiteure und Machtmissbrauch zu erkunden. Dabei verwebt er die Geschichte des 17. Jahrhunderts mit der modernen Figur des russischen Söldnerführers Jewgeni Prigoschin. Ein besonderer Höhepunkt der Produktion: Der gelähmte Schauspieler Samuel Koch bewegte sich wie eine lebendige Marionette – ermöglicht durch eine speziell entwickelte Maschine.
Der Abend begann nicht mit dramatischem Spiel, sondern mit einer Vortragsperformance des russischen Künstlers Serge. Er beleuchtete das Leben Prigoschins, des verstorbenen Chefs der Wagner-Gruppe, und zeichnete ihn als modernen Kriegsunternehmer. Dies gab den Ton an für Das Schlachtmahl in sieben Gängen, eine festivalartige Inszenierung, in der Schillers Text auf aktuelle Parallelen prallte.
Die Produktion hinterließ beim Publikum einen Zusammenstoß von Vergangenheit und Gegenwart, in dem Schillers Themen von Verrat und Macht die heutigen Konflikte widerspiegelten. Kochs maschinengestützte, fast geisterhafte Bewegungen wurden zum Symbol von Kontrolle – auf dem Schlachtfeld wie auf der Bühne. Indem Gockel Theater, Technologie und politische Reflexion verschmolz, verwandelte er ein 200 Jahre altes Stück in eine dringliche Auseinandersetzung mit der unveränderten Natur des Krieges.

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